Die Klosterkirche zu Løgum gilt, neben der Klosterkirche zu Sorø, als eine der schönsten und bedeutungsvollsten Kirchenbauten aus dem dänischen Mittelalter. Die Kirche ist als nördlicher Flügel einer großen Klosteranlage des Zisterzienserordens gebaut worden. Heute ist die Kirche Gemeindekirche des Kirchspiels Løgumkloster.
Løgum Kloster – Locus Dei
Um das Jahr 1173 kamen die weißen Mönche, die Zisterzienser, in die Gegend um die Brede Au, um hier ein Kloster zu gründen. Man wählte diesen Ort sehr bewußt: eine ländliche Lage mit vielen Wasserläufen und großen Wäldern. Hier konnten vorteilhaft Landwirtschaft, Fischerei und Müllerei betrieben werden.
Im Klostergarten gediehen Heilkräuter und neue Gemüsesorten, wie Petersilie, Rhabarber und Möhren. Die Mönche nannten den Ort »Locus Dei«, Ort Gottes.
Der Zisterzienserorden stammt aus dem französischen Burgund, wo das Stammkloster Citeaux liegt. Der Orden ging aus einer Reformation des alten Benediktinerordens hervor. Der Leitsatz, "Ora et labora" ( bete und arbeite), erhielt wieder höchste Priorität. Die vielen Gebetszeiten und Gottesdienste, verteilt über den ganzen Tag, fanden im Wechsel mit körperlicher Arbeit statt.
Die Klostergemeinschaft war geprägt durch Genügsamkeit. Die Mönche waren Vegetarier und versorgten sich in jeder Hinsicht selbst. Sie waren auch während der Arbeit zu andächtigem Schweigen verpflichtet und verständigten sich lediglich durch Zeichen.
Die Ausbreitung des Ordens wurde im 12. Jh. maßgeblich durch die Ernennung Bernhards zum Abt von Clairvaux gefördert. In Europa wurden zirka 500 Klöster errichtet, davon allein 11 in Dänemark.
Der Grundriss der Zisterzienserklöster ist überall gleich: ein Klosterkomplex mit vier Flügeln. In Løgumkloster diente der Nordflügel als Kirche und der Ostflügel als Schlafsaal (Dormitorium) und Kapitelsaal. Der Südflügel bot Raum für den Speisesaal und die Küche. Im Westflügel wohnten die Laienbrüder, die die Verantwortung für den praktischen Teil des klösterlichen Schaffens trugen. Die vier Flügel bildeten einen geschlossenen Innenhof, den Kreuzhof. Entlang der Wände befand sich ein gedeckter Gang, der Kreuzgang oder Prozessionsgang.
Die ersten Gebäude, die von den Mönchen errichtet wurden, waren aus Holz. Erst von 1225 bis ungefähr 1325 wurden Kirche und Kloster mit dem zu dieser Zeit neuen Material, dem Klosterziegel, gebaut.
Die Mönche in Løgumkloster wurden von vielen Seiten unterstützt: von Großgrundbesitzern, von den Bischöfen aus Ribe. Auch vom Königshaus erhielt es Geschenke für das Abhalten von Seelenmessen. Das Kloster errang nach und nach großes Ansehen und Reichtum. Die Einnahmen wurden sinnvoll verwandt.
Wohltätigkeit gegenüber Bedürftigen war eine heilige Pflicht. Durchreisende fanden Unterkunft. Zur Zeit der Reformation besaß das Kloster in Løgum 193 Höfe, 4 Kirchen und etliche Mühlen in Nordschleswig und mehrere große Häuser in Ribe.
Die Reformation
Das Kloster existierte fast 400 Jahre bis zur Reformation, die Dänemark 1536 lutherisch machte. Im ersten Jahrzehnt nach der Reformation durften die Mönche im Kloster verbleiben. Erst nach dem Tod des Abtes, im Jahre 1548, wurde das Kloster aufgelöst und als großer Gutsbetrieb weitergeführt. Die Besitztümer wurden zum Amt Lügumkloster. Es bestand bis 1867. Die Kirche wurde nur gelegentlich für Gottesdienste genutzt, bis sie 1739 Gemeindekirche wurde.
Das Schloss
Westlich mit der Kirche zusammengebaut, liegt das Schloss. Diesen schönen und stilreinen Renaissancebau ließ Herzog Adolf von Gottorp um 1585 als Jagdschloss erbauen. Zusammen mit anderen Gebäuden, die nach der Klosterzeit errichtet wurden, bildeten sie mit den Klosterbauten eine schlossähnliche Anlage mit Wassergräben. Das Schloss wurde später Sitz der Amtsverwaltung. 1973 übernahm das Kirchenministerium das Schloss, um es als Predigerseminar und Fortbildungsstätte für die Pastoren der Volkskirche zu nutzen.
Die Kirche
Die Kirche wurde zwischen 1225–1325 im spätromanischen und frühgotischen Baustil errichtet. Am deutlichsten ist dieses im östlichen Teil der Kirche, hinter dem Altar und an den schlanken, hohen spitzbogigen Fenstern im westlichen Giebel zu sehen. Der Übergang von romanischem zu gotischem Baustil ist im Hauptschiff dort erkennbar, wo die ersten Abblendungen und Fenster romanisch und die folgenden gotisch gestaltet sind.
Die Kirche ist aus örtlichen Baumaterialien errichtet. Die Klosterziegel sind aus dem Lehm gebrannt, der von Lügumberg stammt. Der Sockel ist aus Feldsteinen gestaltet, die man in der Umgebung fand, und der Kalk wurde aus Muschelschalen aus dem Wattenmeer gebrannt.
Während der Ausgrabungen 1975–76 stellte man fest, dass die Seitenschiffe der Kirche auf einem Fundament aus zugeschnittenem Grastorf ruhen. Die Mauern sind etwa sieben Meter hoch und einen Meter dick und stehen dennoch solide auf diesen bislang unbekannten und einzigartigen Fundamenten.
Der Zisterzienserorden hatte strenge Regeln. Seine Kirchen waren schmucklos. Gemauerte Türme, Fresken und bemalte Fenster wurden nicht geduldet; man handhabte diese Regeln offenbar im Laufe der Zeit jedoch etwas lockerer.
Die Kirche zeigt gewisse bau- und stilmäßige Parallelen zu den Klöstern in Fontenay und Jouy in Frankreich und zu der Zisterzienserkirche in Sorø.
Zwischen 1844 und 1845 wurden umfassende Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Und zwischen 1913 und 1926 wurde die Kirche zunächst unter der Leitung des deutschen Architekten O. Eggeling und nach der Wiedervereinigung von den dänischen Architekten Harald Lønborg Jensen und C. M. Schmidt restauriert.
Während der letzten Restaurierungsarbeiten wurde eine sehr dicke weiße Kalkfarbschicht entfernt. So ist die ursprüngliche Gestaltung des Innenraums der Kirche mit den rotbraunen und glasierten Steinen heute wieder zu sehen.
Die Mönche feierten täglich mehrere Messen am Hochaltar sowie an den Seitenaltären. Außerdem gab es acht Gebetszeiten (Stundengebete). Während der Nachtzeit benutzten sie die Treppe, die direkt vom Schlafsaal der Mönche (Dormitorium) hinunter in die Kirche führte.
Die Kirche war in einen klerikalen Teil für die ordinierten Mönche und einen Teil für die Laienbrüder aufgeteilt. Die ordinierten Mönche saßen im Chor und in der Vierung und auf dem Mönchsgestühl, das in Längsrichtung der Kirche zwischen den großen Pfeilern stand. Die Laienbrüder nutzten den westlichen Teil der Kirche. Er hatte einen gesonderten Eingang, eine kleine Tür am Westgiebel (Tür der Laienbrüder).
Das Taufbecken (von 1704) in der südöstlichen Ecke der Vierung ist im Barockstil geschnitzt. Die süddeutsche Taufschüssel stammt aus den Jahren 1550 -75. Ein sehr hübscher Taufdeckel, ein reich geschnitzter Baldachin, zeigt die Taufe Jesu. Der Taufdeckel konnte ursprünglich auf die Taufschüssel herabgelassen werden, um das Taufwasser vor unrechtmäßigem Gebrauch zu schützen. Zur Zeit der Mönche befand sich selbstverständlich kein Taufbecken in der Kirche.
Der Altar ist ein Flügelaltar aus den späten Jahren des 15. Jh. Er stand im Mittelalter in der Kirche zu Jerne. Nachdem er gründlich restauriert war, kam er 1925 in die Klosterkirche. Die mittlere Tafel stellt Gott mit seinem leidenden Sohn dar, (der sog. Gnadenstuhl). Links sieht man Maria mit Himmelskrone. Sie trägt das Jesuskind. Rechts ist der Bischof Martin aus Tours dargestellt. Auf den Seitenflügeln befinden sich die Apostel.
Der Reliquienschrein (etwa von 1325) ist in die Nordwand des Chores eingemauert. Einzigartig in Dänemark. Rechts vom Schrank befindet sich ein komplizierter Schließmechanismus. Der restaurierte Schrank beinhaltet 16 kleine Fächer, ursprünglich mit Reliquien, die sich auf die Heiligen auf den Flügeln bezogen. Bei vielen ist der Name über das Bild geschrieben.
Ebenfalls in der Nordwand befindet sich der Schrank für das Sakrament des Altars.
Der Zelebrantenstuhl (von ca. 1325) mit Klappsitzen und Misericordien (Barmherzigkeiten) befindet sich rechts im Chor. Das Bild im mittleren Giebeldreieck ist teilweise neu gemalt. Es zeigt Christus, der Marias Seele gen Himmel hebt.
Im Chorbogen befindet sich eine Triumphkreuzgruppe, bestehend aus einem großen Kruzifix (ca. von 1325) und Maria- und Johannesfiguren (von ca. 1925). Das Kruzifix ist vermutlich im Mittelalter über einem Heiligenkreuzaltar zwischen den westlichen Pfeilern der Vierung platziert gewesen.
In der nördlichen und südlichen Seitenkapelle steht das Mönchsgestühl mit jeweils 5 bzw. 4 Sitzen. Es wurde zwischen 1502 und 1514 hergestellt. Die Wangen sind mit Reliefs verziert.
Im nördlichen Kreuzarm der Kirche befindet sich die Orgel. Der Orgelprospekt stammt aus dem Jahre 1923. Die neue Orgel mit ihrem feinen Klang und 27 Stimmen stammt aus dem Jahre 1969. Sie wurde von Marcussen & Sohn, Aabenraa, gebaut.
Die Empore vom Anfang des 16. Jh. zeigt die Apostel mit Christus in der Mitte.
Im nördlichen Seitenschiff ist eine Kapelle. Am rechten Seitenpfeiler sieht man ein Becken (Piscina). Es ist aus glasierten Ziegelsteinen gemauert. Hier wurden die Abendmahlskelche ausgewaschen. In der Kapelle befinden sich Gedenktafeln für die Gefallenen aus dem 1. Weltkrieg. Alle 67, Dänen wie Deutsche, ließen ihr Leben für denselben Kaiser; auf der Gedenktafel jedoch sind sie nach Gesinnung getrennt. Laut Inschrift starben die Deutschgesinnten für "Heimat und Vaterland", die Dänischgesinnten "trugen treu die schwere Bürde der Pflicht bis in den Tod." In der Kapelle steht eine Leichenbahre aus dem Jahre 1705.
Die Tür der Laienbrüder am Ende des nördlichen Seitenschiffes wurde von den Laienbrüdern benutzt, die im westlichen Flügel des Klosters, getrennt von den Mönchen, wohnten.
Die Holzskulpturen, die vermutlich früher als Altarbilder dienten, sind im westlichen Teil der Kirche an zwei Pfeilern angebracht. Anna Selbdritt ist Ende des 15. Jh. hergestellt worden. Sie stellt Anna, die Mutter Marias, Maria und das Jesuskind dar. Auf dem südlichen Pfeiler befindet sich eine Pietagruppe (1500–1525), Maria mit dem toten Jesus. Von der Westwand des Hauptschiffes gibt es einen großartigen Blick durch die Kirche bis zum Chor. In ihr befinden sich 12 Nischen über die ganze Wand verteilt. Vielleicht standen hier früher Heiligenfiguren.
Die Kanzel ist eine Tonderaner Arbeit von etwa 1580. Die Reliefs zeigen die christlichen Tugenden. Die Inschrift ist lateinisch. Der Aufgang zur Kanzel wurde 1923 gebaut. (Initialen von König Christian X. und Königin Alexandrine befinden sich über der Tür). Das Reichswappen als Holzrelief auf dem Pfeiler zwischen Schalldeckel und Kanzel wurde 1951 von Marinus Sørensen geschnitzt.
Das Gestühl datiert aus dem Jahre 1844, die Wangen jedoch stammen von der letzten Restaurierung.
Auf dem vorletzten Pfeiler im südlichen Seitenschiff befindet sich eine Wandmalerei des St. Georg, der den Drachen tötet. Zur Zeit des Klosters stand hier wahrscheinlich ein St. Georgs-Altar.
Auf der nördlichen Wand des Hauptschiffes, oben zwischen zwei Fenstern, findet sich eine französischen Lilie. Ursprünglich war dies ein Mariensymbol (die Marienlilie), bekannt aus dem Wappen des Mutterklosters Citeaux in Frankreich. Wie alle Zisterzienserkirchen ist auch diese Kirche der Jungfrau Maria geweiht.
Mitten auf dem westlichsten Gewölbebogen findet man einen Kopf, gegen die Westwand gerichtet. Die Ausschmückung mit Fresken war gegen die Regeln des Zisterzienserordens, wenn sie nicht eine liturgische oder symbolische Funktion hatten. Vielleicht nahm man es in Lügumkloster nicht so streng. Es war weit vom Zentrum des Ordens entfernt.
Die Prozessionstür im südlichen Kirchenschiff führt zum Kreuzgang des Klosters. Zur Klosterzeit zogen die Mönche bei Prozessionen mit Heiligenbildnissen und Bannern vom Kreuzgang durch diese Tür in die Kirche ein.
Die Treppe rechts im südlichen Kreuzarm, auch als "Nachttreppe" bezeichnet, führt vom Dormitorium hinunter in die Kirche. Sie wurde nachts benutzt, wenn die Mönche zum Gebet in die Kirche gingen. Die Treppe wurde um 1845 entfernt, jedoch im Zuge der Restaurierungsarbeiten in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf Grundlage sicherer Erkenntnisse wiederhergestellt. Der gleiche Treppentypus findet sich in vielen Zisterzienserkirchen, unter anderem in Fontenay und Sorø. Unter der Treppe befindet sich ein Depotraum. An der Wand zum Depotraum hängt eine Skulptur von Jakob dem Älteren, einem der Apostel Jesu. Sie stammt aus der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts und ist ein Teil eines größeren Flügelaltars. Ihre Rückseite hat jetzt eine neue Verkleidung.
In der Südwand des Kreuzarmes der Kirche befinden sich eine große Nische und die Tür zur Sakristei. In der Nische steht eine Holzskulptur, möglicherweise St. Bernhard oder St. Benedikt, aus der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Seit der letzten Restaurierung befindet sich in der südöstlichen Seitenkapelle ein gemauerter Seitenaltartisch. Links sieht man eine Seitenaltarfigur (ca. 1510): Christus als der Gepeinigte, vermutlich hergestellt in der berühmten Werkstatt von Claus Berg.
Die südliche Tür in der Kapelle ist möglicherweise der älteste Eingang zur Kirche aus der ersten Bauperiode.
Die Räume des Klosters
Von der ursprünglichen zentralen Klosteranlage (Klausur) existieren heute außer der Kirche nur zwei Drittel des Ostflügels von ca. 1250 bis 1275. Eine grundlegende Restaurierung wurde von Architekt H. Lønborg Jensen in den Jahren 1928–32 sowie in den 60er Jahren durchgeführt. Nach der Stilllegung des Klosterbetriebes während der Reformation blieben alle Gebäude für den gottorpschen Herzog sowie für die Amtsverwaltung erhalten. Danach wurde ein Großteil der Gebäude in den Jahren 1585, 1614, 1718 und 1844 abgerissen. Der Ostflügel ist seit der Reformation unterschiedlich genutzt worden. Der Kapitelsaal diente zeitweise als Pferdestall für die Garnison der Stadt sowie als Kuhstall. Der Schlafsaal fand erst als Heuboden Verwendung, später diente er als Gefängnis und als Wohnung für den Gefangenenwärter. Das Gefängnis wurde erst 1926 geschlossen.
Grundriss von Kirche und Kloster (nach Eggeling, 1915) (Ausgrabungsergebnisse schraffiert)
- Kreuzhof mit Kreuzgang
- Treppe zum Mönchsschlafsaal
- Sakristei, darüber Schatzkammer
- Bibliothek
- Kapitelsaal
- Gefängnis (?)
- Treppe zu Mönchsschlafsaal
- Durchgang u. Sprechraum des Priors
- Studier- und Arbeitssaal der Mönche
- Heizanlage
- Abortanlage der Mönche
- Treppe zum Obergeschoss des Südflügels
- Mönchsspeisesaal
- Brunnen
- Küche
- Speisekammer (?) oder Wärmeraum (?)
- Sprechraum des Cellerars
- Laienbrüderhof
- Laienbrüderspeisesaal
- Ziegelpflaster
- Vorratshaus
- desgl.
- Verwendung
- Haupteingang zur Klausur
- Krankenstube und Abortanlage
- Werkstätten und Pferdestall (?)
- Das »Schoss«
- Südliche Klostermauer
- Gärten
- desgl.
- Sakristei
Durch die Tür im südlichen Kreuzarm der Kirche gelangt man in die Sakristei. Hier befinden sich in der Wand Nischen, worin die Abendmahlsgeräte von sieben Altären aufbewahrt wurden.
An der Wand zur Kirche hängen zwei Bilder vom Maler Jes Jessen, Apenrade. Sie sind Teil eines früheren Altars (1799–1825) der Kirche.
Im westlichen Teil der Sakristei steht eine Skulptur von Gott Vater mit Krone, Rest eines sogenannten Gnadenstuhles (ca. 1400–1425). Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte man unter der Krone ein Reliquienversteck mit einer Reliquie. In der Nische der Westwand steht eine ausgesprochen schöne Holzskulptur von Maria mit dem Kind (ca. 1400–1425).
Die Bibliothek
Aus der Sakristei gelangt man durch eine niedrige Tür in die Bibliothek. An ihrer Südwand befindet sich eine 1:1 Abbildung der Vorderseite des Altartisches vom Hochaltar im Kirchenchor (ca. 1325). Das Original befindet sich heute im Nationalmuseum, es wird auch Marientafel genannt. Es ist ein prächtiges Kunstwerk aus geschnitztem und bemaltem Holz, mit Gold und Silber belegt sowie mit eingelegten Bergkristallen. Es stellt auf 12 Feldern das Leben Marias dar mit Christus als Richter, auf einem Regenbogen sitzend. Über der Tafel befindet sich eine Beschreibung der 12 Bilder.
In einer Glasvitrine befindet sich eine kleinere Sammlung archäologischer Funde. Schautafeln geben einen Überblick der Geschichte des Zisterzienserordens und Lügumklosters.
Der Klostergang
Die sehr niedrige Tür führt von der Bibliothek hinaus in den Klostergang. Dieser wurde in den 60er und 70er Jahren errichtet. Hier lag der alte Kreuzgang um den Kreuzhof herum. Der Gang diente als Zugang zu den Räumen der Gebäude, wurde jedoch auch für Prozessionen genutzt. Im Nordgang, der heute zum Predigerseminar führt, befindet sich ein vornehmes Grab, wahrscheinlich das eines Abtes. Es ist durch eine besondere Verlegung des Fußbodens erkennbar. Der Nordgang diente als "Lesegang". Hier versammelten sich die Mönche jeden Abend vor dem letzten Stundengebet des Tages, um der Lesung aus dem Schriften der Kirchenväter zu lauschen. Die Mönche saßen auf gemauerten Steinbänken an der Kirchenmauer.
In der Wand nördlich der Bibliothek ist eine große Grabplatte zu Ehren der Frau des Pastors Paul Christian Zoëgas aus Lügumkloster eingemauert. "Hierunter ruht die ehrbare und tugendhafte Matrone Else Marie, geheiratet am 25. Oktober anno 1736 mit Herrn Paul Christian Zoëga, gestorben im Herren am 20. Oktober 1737". Am 24. Juli 1737 gebar sie Drillinge, wovon die zwei Totgeburten waren und der dritte am 15. Januar 1738 starb.
Der Kapitelsaal
An die Bibliothek grenzt der Kapitelsaal. Er hat vier Säulen und neun Bögen. Entlang der Wände befinden sich gemauerte Steinbänke. Der Kapitelsaal ist nach der Kirche der bedeutendste Raum. Er wurde mit historischem und künstlerischem Feingefühl restauriert. Mehrere Gräber wurden unter dem Fußboden gefunden, u. a. die der Äbte Keld, Niels und Laurentius. Jeden Morgen versammelten sich die Mönche in diesem Raum, um ein Kapitel aus den Klosterregeln zu hören. Daher der Name Kapitelsaal. Die Zusammenkunft endete mit Beichte und Sündenbekenntnis.
Das Dormitorium (Schlafsaal der Mönche)
Vom Klostergang steigt man auf einer gut erhaltenen Treppe, der Tagestreppe, hinauf in den Schlafsaal der Mönche. Anfangs war er ein Gemeinschaftsschlafraum, später wurde er jedoch in Einzelzellen aufgeteilt. Rechts oberhalb der Treppe befand sich über dem Mönchssaal ein großer Raum. Dieser wurde möglicherweise als Krankenraum im Kloster genutzt.
Im nördlichen Teil des Schlafsaals liegt »Das Zimmer des Abtes«.
An der Nordwand des Schlafsaals hängt ein großes kräftiges Kruzifix "Der gekreuzigte Mensch", das um 1945 von der Künstlerin Astrid Noack geschnitzt wurde. Es ist eine Schenkung von Statens Kunstfond aus dem Jahre 1965.
Neben dem Zimmer des Abtes führt eine Tür zur "Nachttreppe". Von hier aus hat man einen eindrucksvollen Blick in die Kirche. Der Klostersaal, wie das Dormitorium heute genannt wird, dient als Sitzungssaal.
Der Tordurchgang
Vom Klostergang gelangt man auch zum Tordurchgang, der auf den heutigen Friedhof führt. Im Mittelalter befanden sich dort die Klostergärten. In dieser "Pforte" wurde vom Prior die tägliche Arbeit der Mönche organisiert. Der Raum diente auch als Unterrichtslokal für die neuen Mönche. Die zwei kleinen Räume linker Hand waren Räume des Priors.
Der Raum unter der Treppe diente als Klosterkarzer. Die Eisentür an der Wand gehört zu diesem Raum. Der Raum rechts im Tordurchgang ist neueren Datums. Er befindet sich dort, wo ursprünglich ein Teil des Mönchssaales war. Der Mönchssaal, Arbeits- u. Studiensaal der Mönche, war eine dreischiffige Halle mit 8 Säulen, die 3 x 5 Bögen trugen. Im Raum befindet sich eine Ausstellung von Mönchskutten (Nachahmung von 1973).
Die Heizungsanlage
Im südlichsten Teil des Klosterganges befindet sich ein abgesperrter Abstieg zu einer Heizungsanlage. Hier entfachten die Mönche Feuer unter den Bögen aus Feldsteinen. Die warme Luft wurde über kleine Kanäle im Boden in den darüber liegenden Mönchssaal geleitet. Die Mönche hatten also Wärme für die im Sitzen zu verrichtende Arbeit. Die Heizungsanlage wurde 1961 ausgegraben. Durch die Glastür führt der Gang weiter zum Refugium.
Quelle: Løgumkloster Kirke – Udgiver: Museet Holmen, Løgumkloster, 1996