ravsted.jpgDer Sage nach errichteten zwei Riesen mit Hilfe einer Axt, die sie sich gegenseitig zuwarfen, paarweise 6 Kirchen: in Rapstedt und Bülderup mit stumpfen Türmen, in Tingleff und Bjolderup mit spitzen Türmen, sowie in Uk und Jordkirch ohne Türme. 

Weder das Baujahr der Rapstedter Kirche noch der Name des katholischen Schutzheiligen sind überliefert, aber die zentrale Platzierung des Hlg. Laurentius im Mittelfeld des Altars lässt den Schluss zu, dass er der Schutzpatron gewesen ist. Aus dem Mittelalter liegen keine Nachrichten vor.

Im Laufe des 30jährigen Krieges hat das Kirchspiel Rapstedt wie die gesamte Schluxharde schwer zu leiden gehabt. Nach dem sog. Polackenkrieg bezahlte man 1661 neun Mark für die Reparatur von Türen, welche von »den Pohlen« eingeschlagen worden waren. An die Gefallenen des Krieges 1870/71 erinnert eine Marmortafel an der Ostwand des Chores. Während des Ersten Weltkrieges wurden die Orgelpfeifen eingeschmolzen und 1923 durch neue ersetzt. Für die 30 Gefallenen des Kirchspieles im Ersten Weltkrieg errichtete man 1921 neben dem Waffenhaus ein Denkmal.

ravsted_grundriss.gifDer Kirchhof war ursprünglich überall von einem Steinwall umgeben, aber 1931 setzte man an der Süd- und Westseite eine Granitsteinmauer. Der Friedhof hat 3 Zugänge, die 1665 als »Stegel« bezeichnet werden. Sie sind alle mit gemauerten Portalen versehen. Der Südeingang, der den Namen »Totenpforte« trägt, hat einen Durchlass sowohl für Fussgänger als auch für Fahrzeuge.

1746 wird im Pastorenarchiv erwähnt, dass das »Glocken-Haus bei unser KirchenThurm« baufällig sei und von Grund auf erneuert werden müsse. Demnach war die Glocke ursprünglich in einem hölzernen Gebäude aufgehängt und kam erst später an ihren heutigen Platz im Turm. Als Baumaterial benutzte man zuerst Feldsteine, später Ziegelsteine.

Die Kirche bestand ursprünglich nur aus Chor (1) mit Apsis (verschwunden) und den Abschnitten 2 + 3 des Schiffes im romanischen Baustil mit flacher Balken- und Bretterdecke, sowie kleinen, hochsitzenden Rundbogenfenstern, von denen im Chor noch 4 auszumachen sind, aber nur eines in der Südwand offen ist.

Im Laufe des Mittelalters verlängerte man das Schiff nach Westen mit dem spätromanischen Abschnitt 4, den Chor nach Osten mit dem frühgotischen Abschnitt 5 und versah die Kirche mit Gewölben im gotischen Spitzbogenstil.

Im 17. und 18. Jahrhundert kamen 4 Anbauten hinzu. Der spätgotische Turm trägt das Monogramm des dänischen Königs Christian VII (1749–1808) und nach einer Restaurierung die Jahreszahl 1773.

Die Wetterfahne an der Turmspitze mit der Inschrift PCZ 1773 erinnert an den Pastor Paul Chr. Zoega. Das Waffenhaus wurde 1743 errichtet, wie die Jahreszahl über dem Eingang vermeldet. Die Beschläge der Tür aus dicken Eichenplanken sind hübsch verziert, und die Köpfe der verwendeten schmiedeisernen Nägel sind so angebracht, dass sie den Umriss eines Stundenglases bilden.

Das Inventar

ravsted_innen.jpgBei einer Restaurierung in den Jahren 1921/22 versah der Rapstedter Malermeister J. H. Nielsen das Gestühl, das ca. 1750 installiert wurde, mit einer warmen roten Farbe. Die Giebel der Endstücke sind wie Kleeblätter geformt, die Türen und Seitenbretter mit Blumen verziert.

Der vergoldete spätgotische Altar stammt von ca. 1500 und besteht aus einem dreiteiligen Mittelbild und zwei doppelten Flügeln auf jeder Seite. Die Altartafel zeigt in der Mitte den sog. Gnadenstuhl mit dem gekrönten Gottvater und Christus, flankiert von Maria mit dem Jesuskind und dem Märtyrer Laurentius mit dem Rost, auf dem er zu Tode gefoltert wurde. In den beiden Innentüren stehen die 12 Apostel mit den Namen darunter. Sowohl auf der Rückseite der Innenflügel als auch auf der Vorder- und Rückseite der Außenflügel befinden sich Malereien, die um 1700 entstanden sind. Verdeckt man das Mittelstück des Altars mit den zusammengeklappten Flügeltüren, werden die Bilder von Moses und Johannes dem Täufer sichtbar. In der Passionszeit verschließt man heute noch das Mittelstück mit den Innenflügeln und schlägt die Außenflügel auf. Dann kommt eine Darstellung der Leidensgeschichte Christi in 8 Bildern zum Vorschein. Auf der Nordseite: Gebet in Gethsemane, Gefangennahme, Jesus vor dem Hohenpriester und Geißelung. Auf der Südseite: Aufsetzen der Dornenkrone, Tragen des Kreuzes, Golgatha und Grablegung. Der Altar ist erst vor kurzer Zeit von Nationalmuseum restauriert worden, und die Vergoldung erstrahlt in neuem Glanz.

In einem Seitenaltarschrein (98 mal 79,5 cm) aus katholischer Zeit sind heute ein Epitaph von 1621 für Pastor Joh. Thomäus und Frau sowie ein Pastorenverzeichnis angebracht. Der Schrank war ursprünglich durch ein Bord in zwei Räume aufgeteilt, in denen 2 mal 8 Relieffiguren standen, deren Umrisse sich noch auf der alten Rückwand abzeichnen. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich dabei um Abbildungen von 16 Heiligen, die in der katholischen Kirche als sog. Nothelfer bezeichnet werden. Ursprünglich gab es keine Schranke vor dem Altar. Es war nur eine halbkreisförmige Erhöhung mit einem Schemel auf jeder Seite vorhanden. Vor jedem Schemel stand ein kleines Eisengitter. Die Teilnehmer am Abendmahl knieten zuerst auf dem Nordschemel nieder, empfingen das Brot, gingen dann hinten um den Altar herum zum Südschemel, wo ihnen der Kelch mit dem Wein gereicht wurde.

Das romanische Taufbecken steht auf einem viereckigen Fuß, dessen Ecken mit Köpfen versehen sind. Die Kumme ist mit Ornamenten verziert. Ein prächtiger »Taufdeckel«, der 1663 erwähnt wird, existiert nicht mehr. Er stammte aus der Werkstatt des Flensburger Bildschnitzers Ringerinck.

Der Predigerstuhl in der Nordwestecke des Chores ist aus Teilen der alten Orgel hergestellt, die 1636 erstmalig erwähnt wird. 1921–22 wurden in den 4 Feldern der Vorderseite musizierende Engel mit Pauke, Harfe, Posaune und Horn wiederhergestellt. Der Küsterstuhl in der Südwestecke ist der ursprüngliche Predigerstuhl.

Die Kanzel stammt aus dem Jahre 1605. Sie hat 7 Felder mit plattdeutschen Inschriften. In der Verkleidung des Treppenaufgangs ist ein weiteres Feld angebracht, das aus der Werkstatt Ringerincks stammt und den Sündenfall darstellt.

Die mittelalterliche Geldtruhe im Waffenhaus, die 1752 als Armenkasse für das Klingelbeutelgeld bezeichnet wird, ist aus 5 cm dicken Eichenbohlen gefertigt und mit Eisenbändern beschlagen.

Die Orgel wurde 1869 von Marcussen & Sohn, Apenrade, geliefert. Es ist noch ein Klingelbeutel aus dem Jahre 1891 vorhanden.

5 schwarze Tafeln, 1763 »Bretter« genannt, auf denen die Lieder angezeigt, werden, die während des Gottesdienstes gesungen werden sollen, sind noch erhalten. Die Nummern der Lieder wurden mit Kreide notiert, und 1709 heißt es, dass der Küster dafür bezahlt wurde, die Gesänge »an die Taffele« zu schreiben.

Außer dem erwähnten Pastorenverzeichnis im Epitaph von 1621 existieren noch drei weitere: Die Liste von 1776 umfasst die Namen der 11 ersten Prediger nach der Reformation, unter ihnen Laurentius Oweni, der 1591 von seinem Kaplan nach einem gemeinsamen Wirtshausbesuch umgebracht wurde. Im Kopfstück der Tafel sind das Wappen von Pastor Zoega, sein Name, die Jahreszahl 1776 und eine Bibelstelle gemalt. In der Südostecke des Chores hängen zwei Verzeichnisse von den Küstern. Auf dem ältesten ist bemerkenswert, dass der 1746 geborene Friedrich Lagesen (Nr. 6), 1832 noch im Amt war.

Im Turm hängen zwei Glocken, die 1882 von der Gussstahlfabrik Bochumer Verein geliefert wurden.

In Rapstedt sind in der Kirche und auf dem Friedhof verhältnismäßig viele Grabmonumente aus alter Zeit erhalten geblieben. Das in Öl gemalte Epitaph für Pastor Joh. Thomäus und Frau wurde 1621 in den bereits erwähnten Seitenaltarschrein eingefügt. Die Darstellung zeigt in der Mitte Christus am Kreuz, kniend links den Pastor mit kurzem Vollbart, rechts die rotbäckige Pastorin mit Haube, Halskrause und goldener Kette. Im Hintergrund erkennt man die Stadt Jerusalem. Auf der Innenseite der Flügeltüren sind die Namen der Pastoren verzeichnet. Bruchstücke des Grabsteines von Pastor Thomäus und Frau dienen heute als Schwelle für die Tür des Windfanges. Im Mittelgang des Schiffes liegen die Grabsteine folgender Persönlichkeiten, jedoch sind die Inschriften so verschlissen, dass sie zum Teil unleserlich sind: Pastor Tycho Thomäus Tychsen, gest. 1708. Pastor Paul Chr. Zoega, gest. 1776, und seine zweite Frau, gest. 1755. Kantzeley-Rathin und Hardes-Voigtin Gartrud Petersen, gest. 1787. Jungfrau Marie Elisabeth Bruun, gest. 1791. Pastor Joh. Gottlieb Schmid, gest. 1800, und und seine Frau, gest. 1821. Auf dem Friedhof: Küster Henrich Martensen, gest. 1687, Küster Claus Jürgensen, gest. 1719, und ihre gemeinsame Frau Mette sowie mehrere Kinder.

Benutzte Quelle: Danmarks kirker XXI, Tønder amt.

 

Zur Rapstedter Kirche gibt es auch eine geschichtliche Brochure, die von der Nordschleswigschen Gemeinde herausgegeben wurde. Der Textverfasser war Hans Fr. J. Hansen und die graphische Gestaltung wurde von Ingrid Brase Schloe vorgenommen.

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