hostrup.jpgDie älteren Kirchen in Jütland wurden aus Feldsteinen gebaut, später aus sorgfältig behauenen Granitquadern. Die Kirche in Hostrup ist aus Ziegelsteinen gebaut, was darauf hindeutet, dass sie etwa nach 1170 erbaut wurde.

Die Zisterziensermönche in Lügum hatten ein Ziegelwerk, und bei Ballum befand sich eine Kalkbrennerei; jedenfalls wird die Kirche vor Dienstag, dem 23. Februar 1198, fertig gewesen sein; eine Urkunde belegt, dass Bischof Waldemar in der Hostruper Gemeinde gewesen war. Er hätte sich hier nicht aufgehalten, wenn es keine Kirche gegeben hätte.

Im Unterschied zu anderen Landkirchen lässt sich feststellen, dass die Hostruper Kirche einen sehr großen Chor hat. Untersuchungen haben ergeben, dass man mit dem Bau von Chor und Apsis begonnen hatte. Die unterschiedlichen Friese an der Außenwand der Kirche lassen auf eine Bauunterbrechung schließen. Die fertige Kirche ist im romanischen Stil gebaut, aber ohne Turm. Das Dach war ohne Zweifel mit Stroh oder Reet gedeckt. Reet gab es reichlich in den Wiesen um Rohrkarr. Die kleinen Rundbogenfenster, die seit der Restaurierung wieder an der Nordseite zu sehen sind, waren ursprünglich auch in der Südseite vorhanden. Wann die Gemeinde reich genug war, sich ein Bleidach zu leisten, ist unbekannt. Zum Ausgang des Mittelalters wurde die Kirche erweitert. Ein solides Turmgebäude mit Spitzhelm verlängerte die Kirche um 8 Meter nach Westen. Ein Blitz zerstörte in der Nacht vom 11. auf den 12. September 1650 Turm und Turmhelm. Der Turm wurde wieder aufgebaut, ohne Spitze, und so sieht heute die Kirche irgendwie gedrungen aus.

Waffenhaus

Das Waffenhaus ist ein späterer Anbau, jedoch muss er vor 1636 entstanden sein. Ein Rechnungsbuch von 1636 enthält die Mitteilung, dass man Bänke im Waffenhaus aufgemauert habe, und eine Eintragung von 1650 (in niederdeutscher Sprache) berichtet, dass man neue Dachziegel für das Waffenhaus habe kaufen müssen. Die nach Süden gerichtete Tür des Waffenhauses war der Haupteingang; er war nur für die Männer bestimmt. Die Frauen hatten die Kirche durch eine niedrigere Tür an der Nordseite zu betreten, die heute zugemauert ist; an dieser Stelle befindet sich heute die Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (anders als anderswo in Nordschleswig sind auf dieser Tafel sowohl dänisch- wie deutsch gesinnte Gefallene vermerkt). Frauen und Männer saßen bis in die 60er Jahre unseres Jahrhunderts in Hostrup getrennt.

Reliquien

Am Michaelistag, dem 22. September 1477, wurde in der Kirche zu Hostrup ein neuer Schnitzaltar geweiht. Der Altar zeigte das Bild der Jesusmutter mit Kind und die Figuren von 14 Heiligen, den zwölf Aposteln, des hl. Nikolaus und des Hl. Dionysios.

Zur Weihe kam Bischof Helrik von der Wisch aus Schleswig, und er weihte den Altar. In seinem Gepäck hatte der Bischof eine kleine Bleischachtel. Die Schachtel, die sich heute im Nationalmuseum in Kopenhagen befindet, ist 2,5 cm lang und 2 cm breit. In der Schachtel befinden sich einige klitzekleine Knochenstücke mehrerer Heiliger, eingeschlagen in ein Stück Seide. Was diese Reliquienschachtel interessant macht, ist ein Stück Pergament in ihr, versehen mit einem lateinischen Text:

»1477 am Donnerstag nach Michaelis hat der in Christus ehrwürdige Vater und Herr, Herr Helric, Bischof von Schleswig, persönlich diesen Hochaltar geweiht zur Ehren der hl. Jungfrau Maria, des hl. Laurentius, der hl. Maria Magdalena und des hl. Andreas zusammen mit den hierin eingeschlossenen Reliquien, und er verteilte das Kommunionssakrament an die anwesenden gläubigen und trostbedürftigen Christen aus«.
1860 brannte der Altar ab, weil der Kirchendiener vergessen hatte, die Kerzen zu löschen. Auch die Kanzel wurde Opfer des Feuers. Das Unglück wurde erst am Wochenende entdeckt. Gleichwohl hatten die Bewohner der Umgebung einen rötlichen Schimmer hinter den Fenstern gesehen , jedoch keine Flammen. Sie hielten dies für einen Spuk und trauten sich nicht, nachzusehen. Beim Aufräumen fand man im gemauerten Altartisch die oben beschriebene Reliquie. Die vom Brand mitgenommenen Altarfiguren wurden weggeworfen oder an Interessierte verkauft.

Bei der Restaurierung von 1927 fand man beim Öffnen des zugemauerten Fensters über der Frauentür eine der Figuren, die ins Mauerwerk gestopft war. Es war der hl. Dionysios vom alten Schnitzaltar. Um die Brandspuren zu beseitigen, hat man ihn mit Ölfarbe neu bemalt, so dass er sein ursprüngliches Aussehen verloren hat.

Der Altar

hostrup_altar.jpgNach einer Zwischenlösung für den neuen Altar (es handelt sich um ein Ölbild des segnenden Christus von Christian Andreas Schleisner, das nun im Turmraum hängt) wurde 1927 ein neuer Altar errichtet. Sein Schmuck ist eine neugotische Predella mit zwei Seitenpfeilern, die das spätgotische Chorbogenkruzifix von etwa 1525 trägt. Der jetzige Altartisch ist von 1957.

Abendmahlsgerät

Das Weihnachtsfest 1593 war ein großes Ereignis für die Kirche in Hostrup. Der Gemeindepastor, Petrus Regelius, weihte und gebrauchte an diesem Tag den neuen Kelch und Hostienteller. Beide waren der Kirche von der Witwe Melchior Ranzaus, Dorothea Ranzau auf Sølvig, gestiftet, wie man auf dem Fuß des Kelches lesen kann. Es war eine zwiespältige Stiftung, denn aus den Rechnungsbüchern kann man erfahren, dass die Stifterin Herstellung und Vergoldung bezahlt hatte, dass aber die Gemeinde das Silber, 50 Lot und 3 Quint, zu stellen hatte.

Das Abendmahlsgerät war sehr hübsch. Der Kelch war gut 20 cm hoch. Auf dem Becher waren Kartuschen graviert mit einem Engelshaupt und den vier Kardinaltugenden (Weisheit, Gerechtigkeitssinn, Tapferkeit und Bescheidenheit) über einem von Hunden umgebenen Hirsch. In den Fuß waren die fünf Apostel Petrus, Judas, Bartholomeus, Simon und Petrus, dazu Dorothea Ranzaus Name samt ihrem Wappenschild eingarviert. Darüber stand die Jahreszahl 1592 und die Initialen des Herstellers. Das Abendmahlsgerät wurde gewöhnlich im Küsterhaus aufbewahrt. Als das 1913 abbrannte, war es dahin. Das jetzige Abendmahlsgerät ist eine Kopie des alten.

Leuchter

Die beiden Leuchter sind nicht aus massiven Silber. Der versilberte Leuchter ist der Kirche gestiftet. "Zur Erinnerung an Laurette Rasch 1860". Die beiden Leuchter sind 64 bzw. 49 cm hoch; nur der kleinere wird benutzt.

Kronleuchter

In der Kirche hängen zwei Kronleuchter. Der eine ist mit einer Inschrift versehen:

»mos. Hans Lassæus Nissen, erbgesessen auf Tonde, hat zur Hostruper Kirchen Zierrath dies Chrone zum Angedenken verehret, und ist in seinem Gesellenstande in Gott sehlichen verschieden Ao 1703 den 12. September, seines Alters 36 Jahr, und darauf in Tunder Begräbnis eingesenkt«.
Dieser Kronleuchter wurde in den 40er Jahren mit elektrischem Licht versehen. Der andere Kronleuchter wurde 1948 von der Gemeinde selbst angeschafft.

Die Taufe

Der Taufstein ist wohl so alt wie die Kirche selbst, offenbar eine Arbeit aus dem westlichen Schleswig, nach Vorbildern aus Belgien und Gotland. Man sieht vier wohlfrisierter Häupter, zwischen denen sich ein Löwenpaar bewegt, und wolfsähnliche Wesen mit aufgerissenem Rachen. Was diese Tierdarstellungen symbolisieren sollen, ist unbekannt. Die Messingschale über der Kumme und die dazugehörige Kanne stammen von 1945 und wurden von der Künstlerin Karen Clemmensen gezeichnet.

Kanzel

Die Kanzel von 1611, die 1860 verbrannte, trug die Inschrift:

»1611 haben sämtliche Einwohner der Gemeinde Hostrup für die neue Kanzel 160 lübische Mark gestiftet, und die erste Predigt wurde von mir gehalten, Peter Riggelsen, am Gründonnerstag, den 21. März.«
Die jetzige Kanzel in unechtem Renaissancestil von 1662/63 ist nach einer Zeichnung von Winstrup angefertigt.

Die Orgel

Der orgelbegeisterte Pastor Christian Hansen Hoeck (1779–1873) betraute den Tonderaner Orgelbauer Johannes Andreas Orth mit dem Bau der ersten Orgel der Kirche. Am 10. November 1828 wurde der Vertrag abgeschlossen, im Laufe des Jahres 1929 stand die Orgel an ihrem Platz über dem Altar. 1855 bot Orgelbauer Orth dem Pastor eine neue und größere Orgel an. 1856 teilt Orth mit, er sei im Besitz eines schmucken Orgelprospekts, das fein zur neuen Orgel passen würde. 1844 hatte Orth das Rückpositiv der Orgel vom Ripener Dom erworben, die damals renoviert wurde. Dieses Positiv, so Orth, habe einen feinen Renaissanceprospekt von 1635, 1725 erweitert an beiden Seiten mit großblättrigen Arkantus. Diese Orgel wurde installiert. Infolge der Luftfeuchtigkeit musste das Orgelwerk 1948 durch die Firma Frobenius erneuert werden.

Die Empore

Über die Empore kann man feststellen, dass sie vor 1725 vorhanden gewesen sein muss. Zwei Kirchenvorsteher hatten in diesem Jahr eigenmächtig, ohne Wissen der Obrigkeiten, die Männerempore entfernt und Bänke und Sitze der Frauenempore verändert. Letztendlich mussten sie eine neue Männerempore zwischen Turm und Kirchenschiff bauen, dazu neue Aufgänge zu beiden Emporen.

Grabstätten

Während der Restaurierung von 1956/57 fand man im Chor gemauerte Grabstätten. Dabei wurden auch 32 Münzen aus der Zeit Waldemars des Zweiten (1202–1241) gefunden.

Die Glocken

Die Kirche hatte ursprünglich zwei Glocken, denn 1644 wird im Rechnungsbuch vermerkt, man habe zwei Taue »to beiden Klocken« gekauft. Die jetzige Glocke trägt die Inschrift:

»Soli deo gloria. Durchs Feuer bin ich geflossen. I. G. W. Landre hat mich gegossen in Lübäk Anno 1790 – Ich rufe die Lebendigen zur Busse und die Todten zur Ruh«.
Dann folgen die Namen der Kirchenvorsteher: »Otto Nissen und Peter Nielsen«, und auf der gegenüberliegenden Seite: »Herr. E. A. von Bertouch« (damals Amtmann) und »Herr. F. W. Eichel, Pastor«.

Die steinernen Pfeiler

1862 meinte der Pastor Mauntz Mörch, der Wall mit den Friedhof solle erneuert werden. Er fragte seinen Vetter, den Pastor von Feldstedt, ob er drei steinerne Pfeiler liefern könne. Die Antwort: der Steinmetz von Tumbol habe drei passende Steine am Strand von Vamæs Hoved gefunden. Der würde sie bearbeiten wollen und mit einem breitspurigen Wagen mit zwei vorgespannten großen oder vier kleinen Pferden nach Hostrup spedieren. Sie stehen bis heute am Eingang zum Kirchplatz.

Der Kirchenkrug

»Æ kirkekroen« ist gegen Ende des 18. Jahrhunderts als strohgedecktes Langhaus mit selbständigem Reisestall (»ægjemmelfart«) und Scheune gebaut worden. In seiner folgenden Geschichte war dies Gebäude Gaststätte und Kolonialwarenladen, bis die Gemeinde ihn am 1. Dezember 1993 kaufte. Er wurde restauriert und dient der Gemeinde seit dem 13. August 1995 als Gemeindehaus.

Quelle: Hostrup Kirke hg. von Peter Wolf (o.J.)