Man weiß nicht so recht, ob Martin Luther je seekrank war. Das ist wahrscheinlich eines der wenigen Dinge, die heute, 500 Jahre nach der Reformation, nicht ganz belegt sind. Sonst ist das Leben und Wirken Martin Luthers durch und durch untersucht, registriert, beschrieben und verfilmt.
Aber gewiss hätte er sich nicht träumen lassen, dass 500 Jahre nach Anschlag der 95 Thesen in Wittenberg ein Schiff der Nordkirche, ein weißer Dreimaster namens Artemis auf die Reise gehen würde in die Häfen von Nord- und Ostsee, von Heiligenhafen nach Helgoland, um ihn, Martin Luther im Lutherjahr zu feiern. Und dass das Reformationsschiff auch ins nordschleswigsche Sonderburg/Sønderborg kommt, wo eine der ersten Kapellen im Lutherschen Geist nach der Reformation entstanden ist, Dorotheas Kapelle im Sonderburger Schloss. Das ist ein Glücksfall, aber kein Zufall, denn, wie Peter Schulze sagt, Nordschleswig gehört ja zur Nordkirche. Peter Schulze ist Öffentlichkeits-Referent der Nordkirche in Hamburg.
Vier Jahre hat es gedauert von der Idee bis zur Umsetzung des Plans. Peter Schulze, der viele Großveranstaltungen für die Evangelische Kirche organisiert hat wie etwa den Abend der Begegnungen bei den Kirchentagen, hat dabei dicke Bretter gebohrt und viele zusammen bringen müssen. Die Nordkirche organisiert die Fahrt, so Peter Schulze, und die Kirchenkreise sorgen für die Inhalte. Taufen etwa gehören dazu, Gospel Chöre, Feiermahle, bei uns in Sonderburg das Deutsch-Dänische. Die deutsche Minderheit mit der Nordschleswigschen Gemeinde, die Dänische Volkskirche, Dansk Folkekirke und die Dänische Minderheit sind in Nordschleswig mit dabei – zum ersten Mal in dieser Form, wie der Senior der Nordschleswigschen Gemeinde Matthias Alpen erläutert.
Zur Idee, ein Schiff zu chartern, kam es letztlich, weil die Nordkirche in ihrem Gebiet keinen Ort wie die Wartburg hat und auch keinen Theologen im Sinne Luthers, der eine solche Ausstrahlung in die Bevölkerung gehabt hat, dass sich alle auf ihn hätten beziehen können. Deshalb stellte sich für Peter Schulze zuallererst die Frage, was eigentlich die Nordkirche von Mecklenburg-Vorpommern bis Nordschleswig an Gemeinsamkeiten im Lutherschen Sinn hat.
Die zündende Idee zum Reformationsschiff kam Peter Schulze letztlich beim Studium der Landkarte. Das Gebiet der Nordkirche ist umgeben vom Wasser von Nord- und Ostsee, und so wurde die Idee eines Schiffes geboren, das die Kirchenkreise der Nordkirche besucht. Ein fast biblisches Thema, eine solche Schiffsreise, und ein sehr kirchliches Unterfangen.
Zuerst wurde die Idee an der Spitze der Nordkirche ventiliert, dann in den Kirchenkreisen, und schließlich klapperte Peter Schulze selbst die Häfen ab.
Für Nordschleswig gab es eigentlich einen Plan, das Reformationsschiff nach Hadersleben zu holen, wo es in unmittelbarer Nähe zum Wittenbergplatz hätte liegen können. Ein überzeugender Gedanke, meint Peter Schulze. Aber der Hafen in Hadersleben ist nicht tief genug. Die Artemis hat 3,80 m Tiefgang, und den hat der Haderslebener Hafen nicht, wohl aber der Sonderburger Hafen. Pech für Hadersleben und für Pastorin Christa Hansen, die sich für Hadersleben eingesetzt hatte - Glück für Sonderburg.
Für den Senior der Nordschleswigschen Gemeinde, Pastor Matthias Alpen ist es zudem die Möglichkeit, deutsch-dänische Gemeinsamkeit zu demonstrieren. Die Planungs- und Vorbereitungsgruppe für den Besuch des Reformationsschiffes ist deutsch-dänisch, und sowohl die Bischöfin Marianne Christiansen als auch die Sonderburger Pröpstin Anne Margrethe Hvas haben neben der Nordschleswigschen Gemeinde die Einladungen unterschrieben. „Die Zusammenarbeit ist ein reformatorischer Schritt", sagen Matthias Alpen und Pröpstin Anne Margrethe Hvas übereinstimmend.
Am 13. Juli werden je zwei Kirchengemeinderatsmitglieder der deutschen und der dänischen Gemeinden und ihre Pastoren zum Gottesdienst und zum Imbiss auf das Reformationsschiff eingeladen. Die Einladung ist auch als Dank für die Arbeit der Ehrenamtlichen gedacht.
Danach, ab 15 Uhr, ist das Schiff offen für alle. Herzlich willkommen!